“Darauf habe ich so lange Jahre hingearbeitet”

BZ-INTERVIEW mit Sven Hennig (1844 Freiburg), dem besten deutschen Tischtennisspieler bei der Jugend-Europameisterschaft in Zagreb.

Sven Hennig
Sven Hennig (Foto: Steinbrenner)

 

TISCHTENNIS. Regionalligaspieler Sven Hennig (1844 Freiburg) war für die Jugend-EM in Zagreb in das deutsche Aufgebot berufen worden. Im Teamwettbewerb erreichte er mit dem deutschen Quintett den sechsten Platz, im Doppel und Einzel konnte Hennig mit dem Einzug ins Achtelfinale überzeugen. Dabei war er im Einzel bester Deutscher. Simon Goetschi hat danach mit Hennig gesprochen.

BZ: Hallo Sven, mit welchen Eindrücken kommst Du aus Zagreb zurück?
Hennig: Das waren durchweg positive Eindrücke. Unser Hotel war direkt neben der Halle und wir hatten einen schönen Blick über die Stadt. Von der haben wir allerdings nicht viel gesehen, da der Fokus klar auf dem Sportlichen lag. Die Stimmung in unserer Mannschaft war sehr gut, auch weil unsere Nationaltrainerin, Eva Jeler, sehr viel Wert darauf gelegt hat.

BZ: Du warst ja auch in der Mannschaft ein fester Bestandteil. Hattet Ihr Euch als Team eine Medaille erhofft?
Hennig: Natürlich erträumt man sich vor solch einem großen Turnier immer die Medaille. Wenn man es realistisch betrachtet, dass wir gegen den haushohen Favoriten aus Russland rausgeflogen sind, kann man zufrieden sein. Im Spiel um Platz fünf gegen Frankreich haben wir unsere guten Leistungen bestätigt und nur sehr knapp verloren.

BZ: Welches war Dein bestes Spiel bei dieser EM? Das gegen den Russen Sidorenko (Nummer eins der Europarangliste und späteren Sieger im Einzel/Anmerkung der  Redaktion) oder im Viertelfinale des Mannschaftswettbewerbes?
Hennig: Das ist schwer zu sagen. Natürlich kann man gegen Gegner, die nicht ganz vorne mitspielen, besser aussehen. Das Spiel gegen Sidorenko war vom Kopf her ein ganz anderes, man muss sich jeden einzelnen Punkt erkämpfen. Leider konnte ich gegen ihn meinen 7:3-Vorsprung nicht in den Entscheidungssatz durchbringen, sondern musste mich mit 1:3 Sätzen geschlagen geben.

BZ: Im Einzel bist Du gegen den von Aserbaidschan eingebürgerten Chinesen Chengxi Wang rausgeflogen. Ist es normal, dass schon im U15-Alter Spieler eingebürgert werden?
Hennig: Ich kannte ihn schon. Aber ehrlich gesagt, habe ich sonst so was in unserem Alter noch nie gesehen. Bei Aserbaidschan war er auch nicht der Einzige, sondern praktisch das ganze Team bestand aus eingebürgerten Chinesen.

BZ: Freut es Dich besonders, der beste deutsche Spieler und unter den Top 16 in Europa zu sein?
Hennig: Natürlich geht da ein Traum in Erfüllung, wenn man unter den besten 16 Spielern in Europa ist. Darauf habe ich so lange Jahre hingearbeitet und bin sehr zufrieden mit meinem Turnier, auch wenn ich gerne für die eine oder andere Überraschung gesorgt hätte. Aus mannschaftlicher Sicht haben wir gehofft, dass mindestens einer von uns ins Viertelfinale einziehen kann.

BZ: Gibt es von der Art der Ausrichtung Unterschiede zwischen einer EM und einem internationalen Turnier? Wenn ja, worin bestehen die?
Hennig: Man merkt es nicht nur an der Art, wie alles aufgebaut und organisiert ist, sondern vor allem an jedem einzelnen Gesicht, das man in der Halle erblickt. Es herrscht ein ganz anderer Zug als bei gewöhnlichen internationalen Turnieren. An diese Atmosphäre muss man sich auch erst einmal gewöhnen.

BZ: Wie geht es jetzt bei Dir weiter? Hast Du nach der langen Vorbereitung etwas Pause?
Hennig: Ich habe jetzt rund drei Wochen kein Tischtennis und freue mich nach der intensiven Zeit, auch ein bisschen abschalten zu können. Wir hatten alleine drei Wochen intensive Vorbereitungslehrgänge mit dem Nationalteam.

BZ: Jetzt bist Du ja im nächsten Jahr im U-18-Jahrgang, was erhoffst du Dir persönlich?
Hennig: Ich möchte mein Spiel weiterentwickeln und den nächsten Schritt machen. Ich hoffe, einfach gutes Tischtennis zu spielen und weiterhin im Gespräch zu bleiben, auch wenn ich der jüngste Jahrgang bin. Mit der Vereinsmannschaft ist es ganz klar das Ziel, die Klasse zu halten und vor allem mit unserem jungen Team Spaß zu haben, um sich dadurch gegenseitig zu Höchstleistungen zu pushen.

ZUR PERSON: Sven Hennig

Der Gymnasiast, der an diesem Montag 15 Jahre alt wird, begann seine sportliche Karriere beim TV Denzlingen und spielt seit 2013 bei 1844 Freiburg. Seine Stärken liegen in der Konstanz und im offenen Spiel. Schwächen sieht er noch im Auf- und Rückschlag sowie in der Schnelligkeit am Tisch. Hennig trainiert acht bis zehn Mal in der Woche.

 

Quelle: Badische Zeitung vom 25.07.2016

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